Freitag, 13. April 2007

Widerstandskämpfer Filbinger

Was bin ich doch ein Kleingeist. Da nahm ich all die Jahre an, H. Filbinger sei ein "Nazi", ein "Mitläufer" und jetzt belehrt mich Herr Oettinger, seines Zeichens Ministerpräsident Baden - Würtembergs anlässlich seiner Trauerrede zu Filbingers Beerdigung, eines Besseren. Nein, Herr Filbinger war kein Nazi. Im Gegenteil, er war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Und er habe garnicht anders handeln können. So auch nicht im Falle des Kurt Petzold, den Filbinger persönlich noch in britischer Kriegsgefangenschaft hat verurteilen lassen.

29. Mai 1945: In einem britischen Kriegsgefangenenlager verurteilt Filbinger den Flak-Artilleristen Kurt Petzold zu sechs Monaten Gefängnis wegen „Erregens von Missvergnügen, Gehorsamsverweigerung und Widersetzung“. Der Soldat hatte zuvor den Befehl zum Umzug in eine andere Baracke mit den Worten „Ihr Nazihunde. Ihr seid schuld an diesem Krieg“ verweigert. Die Briten hatten deutsche Feldkriegsgerichte zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Lager bestehen lassen.
(Quelle: sueddeutsche )

Man beachte das Datum!! Oder im Falle des Matrosen Walter Gröger.

16. Januar 1945: Filbinger fordert als Ankläger das Todesurteil wegen Fahnenflucht gegen den Matrosen Walter Gröger. Dieser hatte sich im Dezember 1943 unerlaubt vom Schlachtschiff Scharnhorst entfernt. Seitdem war er in Haft.

16. März 1945: Filbinger befiehlt als Leitender Offizier die Exekution Grögers: „Der Verurteilte starb um 16.04 Uhr.“ (Quelle: ebenda)


Danke, Herr Oettinger, dass sie mein politisches Weltbild zurechtzurücken versuchen. Sicher erzählen sie mir auch, dass die Erde eine Scheibe ist, und dass die katholische Kirche in der 3. Welt Kondome verteilt.
Die Stauffenbergs und Scholls würde es verwundern einen solch prominenten Mitkämpfer an ihrer Seite gehabt zu haben. Schade nur, dass sie es nie erfahren werden. Sie wurden nämlich für ihren Widerstand hingerichtet.

zerrspiegel meint, es gibt keine Entschuldigung für das, was Filbinger damals ohne Not gemacht hat. Und schon garnicht dafür, dass er bis zu letzt sein Tun als richtig verteidigte.

Themenlinks:
Man lese auch: "Wahr und Unwahr"

6 Kommentare:

IMpressum hat gesagt…

Filbinger war sowohl Nazi als vor allem auch Karrierist. Karrierist war er aber wohl noch mehr als Nazi. Diese Eigenschaft, die eigene Ideologie immer an den zeitgeistigen Autoritäten zu orientieren, ist typisch für den deutschen Untertanengeist. Heute drückt sich dieser in einem ziemlich inhaltslosen, aber dafür schon fast zur Religion erhobenen Kampf gegen rechts aus.Wer heute Widerstand gegen die Irrungen der Zeit, nämlich Extremkapitalismus und multikulturelle Egalisierungsideologie, leisten will, kommt um die Wahl der NPD kaum herum. Die heutigen Karrieristen laufen diesen Ideen genauso gleichgeschaltet nach wie seinerzeit Filbinger dem Nationalsozialismus.

Anonym hat gesagt…

Ich habe meinen Senf auch schon dazu verkleckert: http://satire.germanblogs.de/archive/2007/04/13/heil-t--oettinger.htm#similarEntries

Anonym hat gesagt…

Sehr gut beschrieben und die Sachzwanglage Filbingers einwandfrei dokumentiert...

Habe ich mal verlinkt.

Und danke!

Unknown hat gesagt…

@impressum: Nee sry, um Widerstand gegen die Irrungen der Zeit, wie du es nennst,zu leisten brauchts keine NPD. Und die Auseinandersetzung mit rechter "Ideologie" hat gerade nichts mit Untertanengeist zu tun. Eher schon das Wegschauen.

Anonym hat gesagt…

Nun verfolge ich schon einige Tage die Debatte um Filbingers Begräbnis. Wie der Spiegel berichtet, dem man jedoch nicht blind vertrauen sollte, war die Rede keine Panne, sondern ein kalkulierter Versuche Oettingers, sich des konservativen Teils der CDU zu versichern. Mit diesen Methoden in Verbindung mit der Nazizeit abscheulicher, als es ohnehin in der Parteipolitik zugeht. Was haben die Baden-Würtemberger verbrochen, dass sie von so einem mann regiert werden? Doch mir geht es mehr um die ebenfalls sehr interessante Medienberichterstattung zu diesem Thema in der SZ - oder um die journalistische Arbeitsweise der SZ.

http://liberalkonservativersozialismu.blog.de

Anonym hat gesagt…

Die VVN/BdA, die ja richtigerweise auch den Rücktritt Oettingers fordert, bietet eine Umfrage auf einer ihrer Seiten an. Die aktuelle Frage lautet: "Herr Öttinger sollte nach seiner Filbinger-Grabrede..."

Leider war es nicht möglich, die Rücktrittsforderung mit der Hoffnung, er möge in der "Hölle schmoren" zu kombinieren...

Thomas Trueten